Wie können sich die Dorfmitten Ennabeuren und Sontheim mit Hilfe der Förderung aus dem Landessanierungsprogramm optimal entwickeln? Diese Frage – und mehr – diskutierten etwa 40 Heroldstatter Bürgerinnen und Bürger am Samstag in einer Bürgerwerkstatt. Ziel war es, die in der bisherigen Bürgerbeteiligung gesammelten Ideen und Anregungen zu konkretisieren und auch über Themen zu sprechen, zu denen unterschiedliche Zielvorstellungen bestehen.
„Grundlage einer jeden städtebaulichen Erneuerung ist, dass sie von der breiten Bürgerschaft getragen wird“, betonte Bürgermeister Michael Weber in seiner Begrüßungsrede und zeigte die Themen auf, die im Rahmen der Sanierung für Heroldstatt in der Diskussion sind: Wollen wir eine wohnliche oder gewerbliche Nachverdichtung in den Sanierungsgebieten, und in welchem Grad? Welche Chancen können für eine Veränderung der Verkehrsführung oder Verkehrsberuhigung ergriffen werden? Welche positive Wirkung haben die Sanierungsvorhaben für die lokale Kultur und den Tourismus?
Zunächst fasste Jutta Breitschwerd vom Institut für kommunikatives Handeln die Ergebnisse, der im Winter 2021 durchgeführten Bürgerumfrage, zusammen. Die Teilnehmenden gaben der Gemeinde ein deutliches Mandat mit auf den Weg, aktiv und steuernd in den Gestaltungsprozess einzugreifen. Maßgabe soll dabei ein Grad der Verdichtung sein, der sich mit dem Erhalt des dörflichen Charakters der beiden Dorfmitten vereinbaren lässt. Im Anschluss daran zeigte Clemens Künster vom Büro Künster Stadtentwicklung und Stadtplanung Realisierungsideen auf und veranschaulichte an Beispielen wie dem Dorfhaus, welche Wohnformen einer lebendigen Dorfgemeinschaft förderlich sind.
„Jetzt bitte Butter bei die Fische“, wünschte sich Michael Weber nach den Impulsvorträgen und bat die Teilnehmenden zur Diskussion. An fünf Ständen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten wurde über Gestaltungsideen, Wünsche und Bedenken diskutiert, und auf Karten wurden alle genannten Aspekte von der jeweiligen Moderation festgehalten:
In Ennabeuren soll die Aufenthaltsqualität erhöht werden. Hier soll ein Dorfkern mit Verweilcharakter geschaffen werden. Öffentliche Plätze sollen als Treffpunkte gestaltet werden, und auch im privaten Bereich wurden Möglichkeiten der Begegnung skizziert. Die mögliche Errichtung von sogenannten Dorfhäusern schafft sowohl private Freiflächen als auch gemeinsame Hofräume als Kommunikationsbereich. Eine Optimierung des Verkehrsflusses, des Straßenraums der Bushaltestellen und Fahrradständer runden die Neugestaltung ab.
Für Sontheim kristallisierte sich als Diskussionsschwerpunkt die Freifläche entlang der Langen Straße heraus. Die Grün- und Spielfläche wird rege genutzt und soll, wenn möglich, schöner gestaltet, aber nicht substanziell verändert werden. Wichtig war einigen Teilnehmenden der Erhalt der Bäume. Die Sanierung des Ratskellers wurde gewünscht. Auch hier soll im Rahmen des Landessanierungsprogramms der Straßenraum und die Verkehrsführung verbessert werden.
In der neuen Ortsmitte wird eine neue Fläche für eine barrierefreie Bushaltestelle gesucht. Davon abgesehen soll die neue Ortsmitte weitgehend so erhalten werden, wie sie ist. Sie soll in ihrer Funktion als Versorgungs- und Dienstleistungszentrum des Ortes nicht durch die Entwicklung der Dorfkerne geschwächt werden. Letztere sollen im Gegensatz zur neuen Ortsmitte als Treffpunkte von hoher Aufenthaltsqualität an Profil gewinnen. Ein Dorfladen oder Bäcker mit Café oder ansprechende gastronomische Angebote könnten daher das neue Gesicht der Dorfkerne abrunden.
Die Erweiterung der Gastronomie in Heroldstatt wurde generell als Wunsch geäußert. Dies kann sowohl für Einheimische als auch für Touristen den Ort aufwerten, beleben und einen Treffpunkt schaffen. Um den Tourismus zu fördern ist es notwendig, dass Rad- und Fußrundwege und deren Beschilderung verbessert werden.
Ideen, wie sich Neubauten in die bestehenden Dorfstrukturen einfügen, diese ergänzen und aufwerten können, sowie das Zusammenwirken von Gebäuden und Freiflächen wurden als Gestaltungsrahmen zusammengefasst. Für den Ortsteil Ennabeuren wurde auf der Basis der bisherigen Ergebnisse ein städtebaulicher Entwurf erstellt. Er legte fest, welche Möglichkeiten zur Nachverdichtung bestehen und wie der Ortskern und die öffentlichen Flächen gestaltet und aufgewertet werden können. Dieser städtebauliche Entwurf wurde im Juli 2022 in einer Klausurtagung beraten und weiterentwickelt.